DIY Stoffe
Julia und ich haben gemeinsam in der Schweiz bei Snowlife gearbeitet, wo wir nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde wurden. 2017 hat Julia den mutigen Schritt gewagt und sich mit DIY Stoffe selbstständig gemacht. Was damals als Blog begann, hat sich mittlerweile zu einem großen, florierenden Familienunternehmen entwickelt.
Julia ist eine unglaublich lustige und liebe Person, deren Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit beeindruckend sind. Unsere gemeinsame Zeit in Klosters war geprägt von vielen Abenteuern, besonders auf unseren Geschäftsreisen nach Vietnam und China, an die ich immer noch gerne zurückdenke.
Heute wollen wir mehr über ihre Reise erfahren – von den ersten Schritten mit ihrem Blog huebs.ch bis hin zum heutigen erfolgreichen Onlineshop diy-stoffe.de.

© DIY Stoffe

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Was hat dich dazu inspiriert, ein Onlineshop für Stoffe, Accessoires und Nähanleitungen zu starten?
Es hat sich einfach so entwickelt. Ursprünglich war es gar nicht unsere Intention, einen großen Onlineshop zu führen. Unser Ziel war es lediglich, eigene Stoffdesigns zu verkaufen. Doch mit der Zeit ist daraus viel mehr geworden, als wir je erwartet hätten. Unser Fokus lag am Anfang darauf, Stoffe zu entwerfen und anzubieten.
Wir wollten unsere Designs selbst gestalten und verkaufen, weil die Gebühren z.B. bei Etsy sehr hoch sind. Deshalb haben wir uns entschieden, einen eigenen Shop zu eröffnen. Mein Mann konnte vieles selbst erstellen, und was zunächst als Nebenverdienst für mich gedacht war, entwickelte sich schnell zu einem erfolgreichen Online-Shop.
Der Erfolg unseres Shops wurde unter anderem durch unsere Kunden und den Marktbedarf geprägt. Wir haben stets auf die Wünsche unserer Kunden geachtet und unser Sortiment entsprechend angepasst. Was bei uns nachgefragt wurde und wo wir einen Bedarf erkannt haben, haben wir in unser Angebot aufgenommen.
Wie sah der Anfang deines Unternehmens aus? Kannst du uns von den ersten Schritten erzählen?
Die ersten Schritte bestanden darin, geeignete Lieferanten zu finden und sorgfältig zu überlegen, welche Produkte zu Beginn sinnvoll sind, um Kunden zu gewinnen. Es war nicht möglich, sofort alles einzukaufen, da dies eine erhebliche Vorfinanzierung erfordert hätte. Daher mussten wir ein durchdachtes Konzept entwickeln. Ein buntgemischtes Sortiment ohne klare Linie wäre bei uns nicht erfolgreich gewesen. Bevor die Website online ging, habe ich 10 - 12 Anleitungen bzw. Schnittmuster erstellt, um einen zusätzlichen Anreiz für den Kauf unserer Stoffe zu bieten.
Vorher betrieb ich einen Blog namens hubes.ch, auf dem ich meine kreativen Ideen mit anderen teilen wollte. Dieser Wunsch, meine Leidenschaft und meine Ideen mit einer breiteren Gemeinschaft zu teilen, führte letztlich zur Gründung von diy-stoffe.de. Schritt für Schritt entwickelte sich daraus die heutige Webseite.
Gab es spezielle Herausforderungen, die du während der Gründungsphase meistern musstest?
Die größte Herausforderung war die Erstellung der Webseite. Um ein kleines aber wichtiges Beispiel zu nennen, musste sichergestellt werden, dass die ausgewählten Produkte am Ende des Einkaufsprozesses auch im Warenkorb angezeigt werden. Zudem nahmen behördliche Genehmigungen und das Ausfüllen von Formularen mehr Zeit in Anspruch als erwartet.
Wie entwickelst du neue Produkte und Nähanleitungen? Woher kommt die Inspiration dafür?
Das ist ganz unterschiedlich. Teilweise basiert es auf Instinkt oder darauf, dass ich erkenne, was gebraucht wird oder wonach Kunden fragen. Manchmal entstehen Anleitungen auch dadurch, dass wir neue Produkte einführen. Wenn wir dafür keine Anleitung anbieten, gibt es weniger Interesse an diesen Produkten.
Welche Marketingstrategien waren für den Erfolg deines Online-Shops besonders wirkungsvoll?
Wir sind auf mehreren Plattformen aktiv, darunter Instagram, YouTube, Pinterest, Facebook, TikTok und über unseren Newsletter. Besonders wirkungsvoll sind unsere YouTube-Tutorials, die bei den Kunden sehr beliebt sind. Auf Pinterest sind wir ebenfalls sehr aktiv und erreichen dort viele interessierte Nutzer.
Welche Rolle spielen Social Media und andere digitale Plattformen in deinem Marketingmix?
Social Media Plattformen sind für uns essenziell. Über Instagram können wir direkt mit unseren Kunden interagieren und schnell auf ihre Anfragen reagieren. Obwohl unser Newsletter eine größere Reichweite hat, erzielen wir über Instagram eine höhere Kaufquote. Der Kaufprozess ist dort durch direkte Verlinkungen einfacher und schneller, was zu höheren Umsätzen führt, auch wenn der Newsletter mehr Menschen erreicht.

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Was waren die größten persönlichen Herausforderungen, denen du als Unternehmerin begegnet bist, und wie hast du diese überwunden?
Eine der größten Herausforderungen war der Umgang mit Personal und Lieferanten. Die Kommunikation und der Umgang untereinander führt natürlich ab und zu Missverständnissen, die geklärt werden müssen. Bei unseren Lieferanten kam es trotz jahrelanger Zusammenarbeit zu unvorhergesehene Problemen, wie etwa Lieferverzögerungen oder Qualitätsmängel. Es ist oft nötig, regelmäßig zu überprüfen, ob die gelieferten Waren den Bestellungen entsprechen und in einwandfreiem Zustand sind. Einmal mussten wir den Shop sogar für einen Tag schließen, um eine sehr große Menge an Waren zu verbuchen.
Zusätzlich gab es Fälle, in denen sich Produkte, wie zum Beispiel die Stofffarbe, plötzlich veränderten, was uns vor die Aufgabe stellte, diese Änderungen unseren Kunden zu erklären und die farblich passenden Zutaten zu entlinken. Im Personalbereich können unerwartete Kündigungen oder unvorhergesehene, hohe Bestellaufkommen ebenfalls zu großen Herausforderungen führen. Diese Probleme sind leider regelmäßige Begleiter in unserem Arbeitsalltag, und wir müssen stets flexibel und lösungsorientiert reagieren.

© DIY Stoffe


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Welchen Rat würdest du anderen Frauen geben, die ein eigenes Unternehmen gründen möchten, besonders in der kreativen und handwerklichen Branche?
Mein Rat wäre, dass du dich voll und ganz engagieren musst – ein halbherziges Vorgehen wird nicht ausreichen. Es ist entscheidend, dass du einen starken Partner*in, Freunde und/oder Familie an deiner Seite hast, die dich unterstützten und an dich glauben. Außerdem benötigst du sowohl Kraft als auch Durchhaltevermögen, um die Herausforderungen eines Unternehmens-
gründungsprozesses erfolgreich zu meistern. Selbstständigkeit verlangt sowohl psychisch als auch physisch eine Menge von Dir ab.
Wenn du eine Superkraft hättest, die dir im Geschäftsleben hilft, welche wäre das und warum?
Ich würde mir wünschen, in die Zukunft blicken zu können (nur beruflich), um frühzeitig zu erkennen, welche Trends und Produkte in den kommenden Jahren besonders effizient und erfolgreich sein werden. Wäre es nicht hilfreich, zu wissen, ob in fünf Jahren wieder Rippjersey oder Stickgarn besonders gefragt sein werden?
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir vor allem Stabilität. Mein Ziel ist nicht, berühmt zu werden oder das Unternehmen weiter exponentiell wachsen zu lassen. Vielmehr möchte ich, dass es ruhig und beständig läuft, sodass wir davon leben können, in den Urlaub fahren können und uns etwas für die Zukunft zurücklegen können.




